Glaube und Gemeinschaft

"Wir dagegen verkünden Christus als den Gekreuzigten."

Robert Guder am 04.03.2024

Kreuz Pflaster

Impuls zum Lobpreisabend am 02. März 2024 von Dipl. Theol. Josef Veit.

Lesungs­text 1Kor 1,2225

Lie­be Lobpreisgemeinde!

Auf mei­nem Han­dy hab ich als Hin­ter­grund ein Jesus­bild. Es stammt aus der Kryp­ta der Abtei­kir­che in Schwei­klberg. Ich mach mich immer wie­der gern auf die Suche nach beson­de­ren Jesus­bil­dern. Sie laden ein zum Nach­den­ken, medi­tie­ren und kön­nen manch­mal neue Zugän­ge zu Jesus eröff­nen. Zum Bei­spiel das Bild von Otto Pan­kok, Jesus zer­bricht vol­ler Zorn ein Gewehr; bru­tal aktu­ell ange­sichts der gegen­wär­ti­gen Krie­ge. Ein Lachen­der Jesus mit einem Fischer­netz in der Hand; Hier eher wit­zig, Jesus der Fresh­ma­ker J (für Robert und sei­ne Grup­pe Fresh). Jesus Christ Super­star hat bei mir schon vor 50 Jah­ren, damals im Reli­un­tericht im Gym­na­si­um, voll ein­ge­schla­gen. Das war ein Jesus, wie ich ihn mir gewünscht habe. Einer der attrak­tiv ist, die Leu­te anzieht, einer dem man in gro­ßer Men­ge zuju­beln kann, zu dem man auf­schau­en kann, der Erfolg bei den Frau­en hat, der wei­se ist, der alle liebt … 

Aber da kommt heu­te Pau­lus in der Lesung daher und durch­kreuzt all die schö­nen Bil­der, die ich mir von Jesus gemacht habe.

Wir dage­gen ver­kün­den Chris­tus als den Gekreu­zig­ten: für Juden ein Ärger­nis, für Hei­den eine Tor­heit, für die Beru­fe­nen aber, Juden wie Grie­chen, Chris­tus, Got­tes Kraft und Got­tes Weisheit.

Die­ser Jesus läuft mir doch etwas gegen den Strich. Das wider­spricht den Erwar­tun­gen der meis­ten Men­schen. Ich hat­te eine Pha­se in mei­nem Glau­bens­le­ben, wo ich mit dem Kreuz in Form eines Cru­ci­fi­xes Pro­ble­me hat­te. Ich hielt die­ses Bild von Jesus für ziem­lich ein­sei­tig und irre­füh­rend, weil es eher Leid­ver­herr­li­chung und Maso­chis­mus aus­drück­te als Erlö­sung. In unse­ren Herr­gotts­win­keln soll­ten doch ande­re Bil­der hän­gen; vom Auf­er­stan­de­nen, vom Erlö­ser, Ret­ter, Befrei­er oder Revolutionär….

Das Kreuz und der Gekreu­zig­te Chris­tus! Sind aber zen­tra­ler Inhalt unse­res Cre­dos. Für Pau­lus und die Beru­fe­nen, wie gehört, Got­tes Kraft und Weisheit. 

Wie könn­ten wir die­ser Weis­heit des Kreu­zes auf die Spur kommen?

Ein ers­ter Gedanke 

Wir den­ken und leben ja so gern logisch. Wir brau­chen Argu­men­te, gute Begrün­dun­gen, damit uns etwas ein­leuch­tet. Wenn uns etwas ein­leuch­tet, dann beja­hen wir es und rich­ten uns danach! Das hat viel Gutes. 

Ein Bei­spiel aus mei­ner per­sön­li­chen All­tags­lo­gik“ bei mei­nen Enkeln: 

Wenn du brav auf­isst, kriegst du noch was Süßes, darfst du noch ein Video schau­en. Wenn du dein Spiel­zeug weg­räumst, gibt es ein Eis…

Bei Eltern mit Schul­kin­dern: Wenn du gute Noten nach Hau­se bringst, gibt es viel­leicht mal ein Handy…

Und bei uns Erwach­se­nen im Beruf oder in der Part­ner­schaft ist es ähn­lich: Wenn der Partner/​in sich mal eine Lieb­lo­sig­keit leis­tet, dann bin ich belei­digt und sag halt mal einen Tag lang nichts mehr. Wenn ein guter Freund mal mei­nen Geburts­tag ver­gisst, dann gra­tu­lie­re ich ihm halt auch nicht mehr.

Die­se Wenn – Dann Logik bestimmt doch ziem­lich oft unser Ver­hal­ten. Und da drin ver­steckt sich zudem ein eher destruk­ti­ves Stra­fe- Beloh­nungs­den­ken. Auf die­se simp­le Stra­te­gie läuft es doch oft hin­aus. Unse­re Glau­bens­pra­xis ist davon genau­so geprägt: Etwas ver­ein­facht klingt das so: Wenn ich nur genug bete, dann muss Gott mich erhö­ren. Wenn ich oft genug beich­te, bete, in den Got­tes­dienst gehe…, dann wird Gott mich lieben. 

Die­se Logik ist Gott fremd. Das Evan­ge­li­um und das Kreuz ist kein Wenn – Dann oder weil – dar­um — Satz!! Das Kreuz ist para­dox, es durch­kreuzt unse­re Plä­ne, Vor­stel­lun­gen und Logik. Auch theo­lo­gi­sche Theo­rien, wenn ich an Anselm von Can­ter­bu­ry den­ke und sei­ne Satis­fak­ti­ons­leh­re des Kreu­zes­to­des Jesu. Es ist eher ein Aus­ru­fe­zei­chen oder ein Stopp­schild. Des­halb mag ich Weg­kreu­ze gern. Sie sind so eine Art para­do­xer Inter­ven­ti­on auf Spa­zier­gän­gen oder Pil­ger­wan­de­run­gen. Der tsche­chi­sche Phi­lo­soph und Pries­ter Tomas Halik sagt Glau­be ist die Kunst mit dem Geheim­nis und den Para­do­xien des Lebens zu leben.“ Glau­be braucht emo­tio­na­le, empa­thi­sche Intel­li­genz, nicht ratio­na­le Logik. Damit kom­me ich zum

Zwei­ten Gedanken

In unse­rer Küche hängt ein Kreuz mit Jesus als Gekreu­zig­ten. Als unse­re Enkel­kin­der im Alter von zwei oder drei Jah­ren die­ses Kreuz ent­deck­ten, began­nen sie zu fra­gen: Wer ist das, war­um blu­tet der, was ist passiert.

Wir erzähl­ten die Geschich­te von Jesus und die damals etwa drei­jäh­ri­ge Mara mein­te dann: Da muss ein Pflas­ter drauf. Der kann nicht so blei­ben.“ Und es wur­de Pflas­ter geholt und die Wun­den Jesu ver­sorgt. Lan­ge Zeit war unser gekreu­zig­ter Hei­land mit Heft­pflas­ter ver­ziert (Bild). Ein wun­der­ba­rer, nai­ver und ganz lie­be­vol­ler Akt unse­re Enkel­kin­der. Sie haben mir deut­lich gemacht, dass das Kreuz uns alle zur Lie­be ruft. So wie Pau­lus die zer­strit­te­nen Korin­ther zur Ein­heit. Uns Pas­sau­er zur Lie­be für alle Ver­wun­de­ten, Gekreu­zig­ten, Miss­brauch­ten, allen denen Gewalt ange­tan wird in die­ser Welt. Die Stey­ler Mis­sio­na­re haben in ihrem neu­en Leit­bild den schö­nen Satz: Geru­fen von der Lie­be Chris­ti, füh­len wir uns gedrängt, als Mis­sio­na­re des Gött­li­chen Wor­tes in den viel­fäl­ti­gen Wun­den unse­rer Zeit etwas vom mit­füh­len­den Erbar­men Got­tes in die­ser Welt erleb­bar zu machen.“

Der drit­te Gedan­ke

Der Gekreu­zig­te ruft uns auf sei­nen Weg, einen Wand­lungs­weg. Der Kron­zeu­ge die­ses Weges ist Pau­lus selbst. Sein Damas­kus­er­leb­nis hat ihn umge­dreht. Was auch immer da gesche­hen ist, aus dem Ver­fol­ger Sau­lus ist ein Nach­fol­ger Pau­lus gewor­den. Er teilt in sei­nen Brie­fen sein Leben ein in ein damals“ und jetzt.“ Pau­lus hat geglaubt, er müs­se sich mora­li­sche Rein­heit und Wür­de erar­bei­ten, indem er die Gebo­te ein­hält, er müs­se kon­trol­lie­ren, ob jemand recht­gläu­big ist und die Ungläu­bi­gen aus­mer­zen. Wie­der die­se fal­sche Logik. Er muss­te allen eige­nen Plä­nen ent­sa­gen und los­las­sen. Das Gesetz erlöst nicht… Gera­de im Los­las­sen (müs­sen) hat er erlebt, dass er gehal­ten ist von der Kraft Got­tes. von allen Sei­ten wer­den wir in die Enge getrie­ben und fin­den doch noch Raum. Wir wis­sen weder aus noch ein und ver­zwei­feln den­noch nicht!“ (2Kor 4,8). Das meint er viel­leicht mit der Kraft der Schwä­che! Und ruft es ein­dring­lich den Korin­thern (und uns) zu: Lasst los: eure Recht­ha­be­rei, euren Ego­is­mus, euer Miss­trau­en, eure Angst…Nur die lee­ren Hän­de, die wir Gott ent­ge­gen­hal­ten, kann Gott auf sei­ne Wei­se fül­len. Einen Wand­lungs­weg haben wir auch am Ascher­mitt­woch begon­nen. Als ich das Aschen­kreuz auf die Stir­ne bekam, ein biss­chen schmie­rig und brös­lig, und pein­li­cher­wei­se gut sicht­bar für die ande­ren Got­tes­dienst­be­su­cher, war es mir unan­ge­nehm und woll­te es eigent­lich gleich wie­der weg­wi­schen. Ja, Asche und Staub bist du und zum Staub kehrst du zurück, das ist das eine! The­re is a crack in ever­y­thing that‘s how the light gets in.“ In allen Din­gen gibt es einen Bruch, einen Riss, einen Sprung, einen Wider­spruch, aber gera­de genau so kann das Licht kom­men, singt L. Cohen in einem Lied. Das ist eben das ande­re: Das Licht und die Glut der Lie­be, wel­che vom Kreuz aus­ge­hen, kön­nen uns neu auf­rich­ten und zum Leben erwe­cken. Mit Jesus — Bil­dern habe ich begon­nen und mit einem letz­ten möch­te mei­nen Impuls been­den: Marc Chagall, die wei­ße Kreuzigung. 

Josef Veit

Kreuz Pflaster

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