Bistum

Impuls zum Lobpreisabend am 07. Dezember

Redaktion am 13.12.2024

Mittel Helene Uhrmann Pauli Simona Kehl Foto: Simona Kehl

Liebe Geschwister im Glauben

Als die spa­ni­sche Kri­mi Autorin Car­men Mola bei der Preis­ver­lei­hung auf die Büh­ne geru­fen wur­de, staun­ten Pres­se und Zuschau­er nicht schlecht als drei Män­ner die Büh­ne betra­ten. Car­men Mola war der Name eines Autoren­teams. Die Geschich­te hin­ter den Vor­gän­gen, zwi­schen den Zei­len, Zeit­span­nen in einer Erzäh­lung, die nicht gefüllt sind, soge­nann­te Fens­ter, fin­de ich fas­zi­nie­rend. Sie regen einen an, die­se Lücken zu fül­len. So über­le­ge ich mir, wie es denn auch hät­te sein kön­nen. Gera­de bibli­sche Erzäh­lun­gen las­sen viel Raum, den man mit sei­nen Gedan­ken und Gefüh­len fül­len kann. 

Bei der heu­ti­gen Schrift­stel­le aus dem Lukas­evan­ge­li­um muss­te ich an die­ses Autoren­team den­ken. Wer war Lukas? Ich stel­le es mir nicht leicht
vor, wie er an sei­ne Auf­ga­be her­an­ge­gan­gen ist. Was schrei­be ich auf, was ist der Kern, was ist mir wich­tig? Es geht nicht um wenig. Es geht ums Gan­ze, wie Gott durch sei­nen Sohn uns Men­schen wie­der gewinnt, und uns sei­ne Gemein­schaft anbie­tet. Und das über den Tod hin­aus. In allem ist der Evan­ge­list Lukas bemüht, sich als zuver­läs­si­ger Ver­kün­der der fro­hen Bot­schaft zu erwei­sen. Orts­an­ga­ben, Herr­schafts­ver­hält­nis­se, Regio­nen und Per­so­nen wer­den ange­führt um die his­to­ri­sche Echt­heit der­Über­lie­fe­run­gen und der Zeit­ver­hält­nis­se zu bele­gen. Lukas beginnt sei­ne Aus­füh­run­gen mit einem Vor­wort. Er reih­te sich dar­in ein in die Zahl derer, die schon vor ihm einen Bericht über all das abfass­ten, was sich unter uns ereig­net und erfüllt hat. Er forsch­te, gemäß sei­nen eige­nen Wor­ten, sorg­fäl­tig nach, um von der Zuver­läs­sig­keit der Leh­re zu über­zeu­gen. Lukas war sich bewusst dar­über, dass man mehr und mehr von den unmit­tel­ba­ren Ereig­nis­sen vom Leben und Tod Jesu ent­fernt war. Immer­hin haben wir schon 80 – 90 nach Chris­tus, als er das Evan­ge­li­um ver­fass­te. So galt es die Bot­schaft zu bewah­ren und bereits gegen auf­kei­men­de Ver­un­si­che­rung und Zwei­fel abzu­si­chern. Kla­rer, zuver­läs­si­ger Nach­weis und ste­ti­ges anfüh­ren von Zeit­zeu­gen, Namens­nen­nun­gen und ein­glie­dern in eine Tra­di­ti­on soll­te das ermög­li­chen. So wer­den wir von Beginn an auf das öffent­li­che Wir­ken Jesu vor­be­rei­tet, wel­ches die heu­ti­ge Text­stel­le eröff­net. Wir wer­den neu­gie­rig gemacht auf die bevor­ste­hen­den groß­ar­ti­gen Ereig­nis­se. Das geschieht durch die Per­son des Johan­nes des Täu­fers, die uns par­al­lel zu Jesus vor­ge­stellt wird. Dies beginnt mit der Ver­hei­ßung der Geburt des Johan­nes. Im Anschluss erfah­ren wir von der Ver­hei­ßung der Geburt Jesu. Wie die bei­den zuein­an­der ste­hen wer­den, erfah­ren wir bereits in der Begeg­nung der Müt­ter, Eli­sa­beth und Maria. Bereits hier tut sich ein Fens­ter auf, das mei­ne Gedan­ken schwei­fen lässt. Maria und Eli­sa­beth, sie sind ver­wandt. Sind nicht auch Johan­nes und Jesus zumin­dest weit­schich­tig ver­wandt? Kann­ten sie sich? Gab es spä­te­re Besu­che? Gut, die Ent­fer­nung mag etwa vier Tages­rei­sen zu Fuß sein. Mög­lich scheint es mir trotzdem.

Johan­nes wird gebo­ren. Jesus wird gebo­ren. Johan­nes wird erwach­sen und erhält einen Auf­trag in Isra­el auf­zu­tre­ten. Wie­der ein gro­ßes Fens­ter. Aber nun: Jesus wird gebo­ren. Er ist der Ret­ter. Es fol­gen Erwei­se und Bestä­ti­gun­gen. So z.B. Sime­on war­te­te auf den Ret­ter Isra­els. Frü­her wür­de er nicht ster­ben. Und als er in den Tem­pel ging, waren dort die Eltern mit Jesus. Und Sime­on erkann­te sofort, dass dies der ist, auf den er gewar­tet hat. Mei­ne Augen haben das Heil gese­hen, ein Licht vor allen Völ­kern und Herr­lich­keit für dein Volk Isra­el, so hören wir ihn. Jesus wird außer­halb der Fami­lie in der Öffent­lich­keit erkannt. Und dann als Zwölf­jäh­ri­ger im Tem­pel, als Jesus nicht gleich von der Wall­fahrt nach Jeru­sa­lem zurück­kehrt, son­dern im Tem­pel die Schrift aus­legt. Gro­ßes Fens­ter: ein Zeit­sprung. Denn von Johan­nes und von Jesus erfah­ren wir aus den Evan­ge­li­en über ihre Zeit des Erwach­sen­wer­dens nichts.Laufen die Ent­wick­lun­gen bis­her par­al­lel, ver­zah­nen sie sich mit der heu­ti­gen Schrift­stel­le. Johan­nes spricht über Jesus, indem er den Pro­phe­ten Jesa­ja zitiert. Und Johan­nes hebt an wie der Pro­phet mit Schrift­wor­ten, die tief ver­an­kert sind im Her­zen der gläu­bi­gen Juden. Räumt die Hin­der­nis­se aus dem Weg, die dem Auf­schei­nen der Herr­lich­keit des Herrn ent­ge­gen­ste­hen könn­ten. Für Johan­nes ist dies not­wen­dig, denn real. Jesus ist bereits zu sei­nem Öffent­li­chen Wir­ken ange­tre­ten. Und Johan­nes weiß: Das Heil ist nahe. Umkeh­ren und sich öff­nen, dul­det kei­nen Auf­schub. Ich glau­be auch, dass bereits Eli­sa­beth dem Her­an­wach­sen­den Johan­nes von Jesus erzählt hat. Was sie bereits bei der ers­ten Begeg­nung mit der schwan­ge­ren Maria gespürt hat. 

Die­se Gedan­ken tra­ge ich mit mir, als mich am letz­ten Sonn­tag­vor­mit­tag im Auto, Katho­li­sche Mor­gen­fei­er, ein Satz trifft: Die Men­schen war­ten mit Sehn­sucht auf das Kom­men­de, das anders ist, als das Jetzt. Das ken­nen sie sicher auch. Sie hören einen Satz, er beinhal­tet nichts Neu­es. Aber in die­sem Moment errei­chen sie die Wor­te unmit­tel­bar. Die Men­schen war­ten mit Sehn­sucht auf das Kom­men­de, das anders ist, als das Jetzt. Ja genau­so ist es. Her­bei­seh­nen einer ande­ren Rea­li­tät. Bes­ser soll es wer­den, Krie­ge enden, Hun­ger auf­hö­ren, gesün­der wol­len wir leben, Sor­gen sol­len schwin­den, Glück möge ein­keh­ren, Zufrie­den­heit uns erfül­len. Nicht nur bei mir, son­dern auch für ande­re, für alle ande­ren. Passt gera­de, politisch,wirtschaftlich, natio­nal und glo­bal. Dabei wis­sen wir, dass es dar­auf ankommt, wel­che Zie­le die ande­re Zukunft defi­nie­ren und mit wel­chen Mit­teln man sie errei­chen will. Das Kom­men­de ande­re defi­niert sich für Olig­ar­chen, Auto­kra­ten und Dik­ta­to­ren anders als für Demo­kra­ten, Huma­nis­ten und hof­fent­lich auch für Chris­tin­nen und Chris­ten. Das lässt erah­nen, dass eine ande­re Zukunft als das Jetzt ent­schei­dend von der inne­ren Hal­tung und dem Glau­ben geformt ist. Und da muss man auf­pas­sen, denn da springt man schnell zu kurz, wenn an ego­is­tisch wünscht. Wie die Frau aus dem Mär­chen vom Fischer und sei­ner Frau, die zuerst König, dann Kai­ser und zuletzt Gott sein möch­te. Sie lan­det am Schluss wie­der da, wo ihr wün­schen begon­nen hat. Ego­is­mus und Macht­stre­ben bringt uns nicht vor­an. Für das Volk Isra­el war das erwar­te­te Kom­men­de, das anders ist als das Jetzt, die Erwar­tung des kom­men­den Heils. Befrei­ung aus dem Fron­dienst, der Knecht­schaft, der Fremd­be­stim­mung. Gerech­tig­keit und Frie­den, Schutz und Heil für das gan­ze Volk. Das war die Ver­hei­ßung. Gott wie ein Hir­te, der sei­ne Her­de sam­melt und zum Was­ser führt. Eines ist gewiss, vom Anfang der Geschich­te Got­tes mit den Men­schen an:Gottes Han­deln sucht die Ent­spre­chung, die Annah­me, die Auf­nah­me des Men­schen. Kei­ne im Leben des Men­schen spür­ba­re Ver­än­de­rung ohne sein Zutun. Gott lässt uns hier nicht vom Haken. Sei­ne Zusa­gen ste­hen — unse­re Zusa­ge und unser Zutun muss von uns aus erfol­gen. So lese ich das heu­ti­ge Schrift­wort, die Auf­for­de­rung des Johan­nes, der Umkehr pre­digt. Er zitiert dabei aus den Schrif­ten des Pro­phe­ten Jesa­ja und wir sehen, dass es offen­sicht­lich zu jeder Zeit und jeder Gene­ra­ti­on eine Auf­for­de­rung, eine Erin­ne­rung, ja Mah­nung braucht.Bereitet dem Herrn den Weg. Ebnet ihm die Stra­ße. Jede Schlucht soll auf­ge­füllt wer­den, jeder Berg und Hügel sich sen­ken. Die­se Wor­te klin­gen für Men­schen, die sich haupt­säch­lich zu Fuß fort­be­wegt hat­ten anders als für uns. Als Pil­ger­weg­be­glei­te­rin habe ich gelernt: Wenn du einen Auto­fah­rer nach dem Weg und der Dau­er der Weg­stre­cke fragst, ist Vor­sicht gebo­ten. Was mit dem Auto 5Minuten dau­ert, kann durch­aus 2 Stun­den für dich hei­ßen. Weg­stre­cken mit Stei­gun­gen wer­den nicht ohne Grund mit 1,3 mul­ti­pli­ziert. So wird aus einem Kilo­me­ter 1,3km. Den Weg berei­ten heißt hier: Es kann leich­ter mög­lich sein, es geht schnel­ler, du kannst es in der Fer­ne sehen, das nahen­de Heil, die Hel­fen­de Hand, den Bei­stand.
Alle Men­schen wer­den das Heil sehen, das von Gott kommt.

Tja, da müs­sen wir uns fra­gen und das wäre eine wun­der­ba­re Gele­gen­heit dar­über ins Gespräch zu kom­men: Was soll sich denn bei mir 

gera­de­bie­gen. Wel­che Ver­wer­fun­gen in mei­nem Leben muss ich not­wen­di­ger­wei­se ange­hen? Und da sind wir mit­ten im Advent ange­kom­men. Dem Anweg zur Geburt des Ret­ters, des Gott mit uns. Die­se Zeit ist für uns da, damit wir zumin­dest ein wenig erneu­ert, qua­si auf­be­rei­tet sind. Dass wir berei­tet sind, wenn ER in unse­re Welt kommt. Gott wird Mensch. Er ist auf dem Weg zu uns. Auf dem Weg zu mir, zu dir auf dem Weg in sei­ne Schöp­fung. Gott will in mir gebo­ren wer­den. Ich will ihn in mir ankom­men las­sen.
Ich will ihm den Weg dafür bereiten. 

Text: Frau Uhr­mann-Pau­li

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