Beim Lobpreisabend im Mai stand das Gebet um den Heiligen Geist im Mittelpunkt. Dabei wurde die Pfingstsequenz gesungen und gespielt und mit einem Gebet um die Sendung des Hl. Geistes gebeten. Den Impuls am Abend hielt Pastoralreferent Otto Penn, der stellvertretende Leiter des Bischöflichen Seelsorgeamtes.
Impulsreferat von PR Otto Penn
Vor einigen Jahren war ich mit meinem Sohn – er war damals noch nicht ganz vier Jahre alt – in München. Wir machten unseren ersten Männertag! Nie werde ich vergessen, wie groß seine Augen waren, als wir aus dem Zug gestiegen sind und er zum ersten Mal den Münchner Hauptbahnhof gesehen hat. Wir gingen dann weiter zum Marienplatz, wo gerade das Glockenspiel loslegte, und wieder waren da seine großen Augen und ich staunte mit ihm. Wir hatten an diesem Tag im Deutschen Museum und im Café Rosi noch viele dieser einzigartigen, kostbaren Momente.
In der Familienseelsorge nennen wir sie Edelsteinmomente. Momente, die man nie vergisst. Momente, in denen man ganz mit dem Kind fühlt und mitschwingt. Momente engster Beziehung. Diese Edelsteinmomente, die man auch mit seiner Partnerin oder seinem Freund haben kann, sind es, die unser Leben erfüllen und uns zutiefst glücklich machen. Für den Religionsphilosophen Martin Buber sind diese Momente gar lebensnotwendig: “Alles wirkliche Leben ist Begegnung. Wenn wir aufhören, uns zu begegnen, ist es, als hörten wir auf zu atmen.“
Was für ein Glück ist es dann, dass wir an einen Gott glauben, der in seinem innersten Wesen Begegnung ist und der nichts Anderes will als die Begegnung mit uns Menschen? Oder vielleicht ist gerade das der Grund für unser menschliches Streben nach inniger Begegnung und gelingender Beziehung? Johannes jedenfalls beschreibt in seinem ersten Brief Gott als liebendes Wesen, das zutiefst Beziehung zu uns Menschen will. Dafür gibt sich Gott in Jesus in unsere Menschengestalt hinein. Er macht sich dadurch verletzlich und angreifbar. Gott geht diesen Weg in Jesus bis ans Kreuz, bis in den Tod. Gott, der nur Leben ist, erleidet in Jesus den Tod und öffnet damit für uns die Tür zum Leben, die Tür zum ihm.
Diese johanneischen Überlegungen zum Wesen Gottes waren in der antiken Welt unerhört. Gott so zu denken, so über Gott zu sprechen, muss für seine Zeitgenossen revolutionär gewesen sein. Sie kannten die Götter des Olymps, in deren Händen Menschen lediglich Spielbälle ihrer eigenen Gelüste und Eitelkeiten waren. Sie kannten die Gottesvorstellungen der Philosophen, die sehr abstrakt daherkamen. Dass Gott Liebe ist, ist eine ur-christliche Entdeckung und Johannes hat sie in Worte gefasst.
Gott ist Liebe, Gott sucht Begegnung, Gott will Beziehung. Nun liegt es an uns, wie wir auf sein Beziehungsangebot reagieren. Wir können es annehmen, indem wir auch von uns aus die Beziehung zu Jesus suchen — im Gebet, im Lobpreis — so wie hier heute Abend — und in den Sakramenten. Dann können sich auch in der Beziehung zu Gott Edelsteinmomente ereignen. Momente, in denen wir seine liebende Nähe erfahren. Momente, die unser Leben mit Sinn und Glück erfüllen. Momente, die uns selber immer mehr zu Liebenden machen.
Otto Penn
Leiter der Abteilung Familienpastoral
Leiter des Referates Ehe Familie Kinder